Digitalisierung und Ökologisierung des europäischen Postzustellmarktes

Die fortschreitende Digitalisierung des Einzelhandels und die damit verbundene Warenzustellung hat zur Harmonisierung der Datenformate im Postmarkt geführt. Neben einer eindeutigen Kennzeichnung der Sendungen beinhaltet das auch den verpflichtenden Vorabaustausch von Daten zu den Einzelhandelswaren in den Warensendungen.

Gastbeitrag: logistic-natives e.V.

Die Harmonisierung der Daten zu jeder Warensendung ist in der EU seit dem 1. Juli 2021, auf Basis des EU-Zolldatenmodels umgesetzt. Daten zu den Sendungen, die zwischen benannten Postbetreibern im grenzüberschreitenden Postverkehr ausgetauscht werden, müssen bereits seit 1.1.2021 weltweit normierten Spezifikationen (weltweites Postdatenmodel des Weltpostvereins) folgen.

Mit den rechtlich und regulatorisch umgesetzten Vorgaben, ist die Digitalisierung der Transport- und Logistikprozesse in der Zustellung ein wichtiger Faktor für die Steigerung der Effizienz, Vereinfachung, Kostensenkung und besseren Nutzung bestehender Ressourcen einschließlich der Infrastruktur geworden. Die mit der Digitalisierung neuen geschaffenen Geschäftsmöglichkeiten haben das Potenzial, die Art und Weise wie Warenströme verwaltet und organisiert werden, in der Zukunft grundlegend zu ändern.

Elektronische Daten fließen künftig nahtlos durch Warenwirtschaftsketten. Das umfasst auch den EU-weiten Datenaustausch mit Behörden und zwischen Unternehmen. Damit wird das Teilen der Daten im gesamten Fracht- und Transportbereich für alle Kanäle die Regel und bleibt nicht die Ausnahme.

Pre-Loading Advance Cargo Information (PLACI) steuert den Transport.
Die Daten des ersten logistischen Betreibers werden den Frachtführern vorab digital übergeben und entsprechend geprüft, um die Transportsicherheit zu gewährleisten. Die Daten liegen auf Einzelsendungsebene vor und fließen in die Konsolidierungsschritte ein, die eine notwendige Konsolidierung der Einzelsendungen in Überbehältern unterstützen, gleichzeitig aber die Sendungsverfolgung auf Einzelsendungsebene durch die einzelnen Prozessschritte gewährleisten.

Die Digitalisierung der Frachtbeförderungsinformationen bis Mitte 2024 in der EU, folgt in den Harmonisierungsschritten für alle Transportmodalitäten, dem Model des Weltpostvereins (UPU Electronic Advanced Data [EAD] Global Postal Model) für Einzelsendungen, das seit dem 1. Jänner 2021 verpflichtend für alle nationalen benannten Postbetreiber gilt. Diesem Model ist die EU, mit 1. Juli 2021 für alle Paketsendungen gefolgt.

Transportsicherheitsdaten werden für THG und CO2 Fußabdruck nutzbar.
Mit der grundlegenden Entscheidung des Europäischen Komitees für Normung (CEN) die Normung des ökologischen Fußabdrucks in der Paketzustellung als neuen Arbeitsinhalt in einem Normungsauftrag der Europäischen Kommission zur Vereinheitlichung des Postzustellmarktes in der Europäischen Union als „Europäische Norm“ zu befürworten, wird die bereits angestoßene Digitalisierung des Warensendungsmarktes in der EU mit der Ökologisierung verbunden.

Grundlegende Modifikation durch ökologische, datengestützte Zustellung.
Es kommt durch die vorab verfügbaren Daten zu jeder Warensendung (Paket) zu einer erheblichen Effizienzsteigerung der Zustellung auf der letzten Meile (ab der Übergabe aus der Zuführung der Sendungsmengen an das letzte Distributionszentrum zum Endverbraucher). Dabei bestimmen Daten die möglichst effizienteste Vorsortierung – die auch eine dynamische Zustellroute beinhaltet.

Harmonisierung weltweiter CO2-und THG-Emissionen: OSCAR.
Die 192 Mitgliedsstaaten des Weltpostvereins haben auf dem letzten Weltpostkongress 2021, auf Initiative auch von Österreich, beschlossen eine harmonisierte Messung und Berichterstattung von CO2- und THG-Emissionen für den gesamten Postsektor sicherzustellen. Der dazu notwendige Wissensaustausch, nicht nur zwischen benannten Betreibern, sondern dem gesamten Postsektor zur Reduktion von CO²- und THG-Emission, der dazu notwendige Ausgleich, Maßnahmen zur Finanzierung und Anpassung an den Klimawandel, setzen weltweit harmonisierte Messsysteme voraus.

Der Weltpostverein hat mit OSCAR (engl.: Online Solution for Carbon Analysis and Reporting) bereits 2012 begonnen ein Werkzeug zur Messung und Analyse des CO2-Fußabdrucks des weltweiten Postsektors aufzubauen. Über eine interaktive Online-Plattform können Postbetreiber in 192 Mitgliedsländern des Weltpostvereins ihre CO2 und Treibhausgasemissionen (THG) analysieren und melden, aber auch Reduktionserfolge darstellen. OSCAR vereinfacht und harmonisiert die Datenerfassung, passt sich an die Berichtsanforderungen der Postbetreiber an und erstellt automatisch individuelle Berichte für jeden Nutzer. Das System ist in der Lage den teilnehmenden Postbetreibern eine Analyse ihrer individuellen CO2- und THG-Emissionen und einen detaillierten Bericht dieser Emissionen nach Umfang, Quelle und Produkt zur Verfügung zu stellen. Ein Vergleich mit früheren Jahren, um Ergebnisse von Minderungsbemühungen zu dokumentieren, ist genauso möglich, wie eine Leistungsdarstellung anhand von 20 verschiedenen „Carbon Key Performance Indicators“, so lassen sich etwa „Emissionen pro Postsendung“, „Emissionen pro Mitarbeiter“ darstellen. OSCAR nutzt normierte Messmethoden, entspricht ISO 14001 und der Global Reporting Initiative, und erstellt automatisierte Nachhaltigkeitsberichte. (RED)

Als internationales Netzwerk arbeitet der logistic-natives e.V. an dieser Thematik aktiv mit und hat ein Positionspapiermit einer Forderung eines offenen, harmonisierten Messystems von weltweiter CO²- und THG-Emissionen im Postmarkt herausgebracht:
https://bit.ly/37J4UOJ

Wer sich u.a. um eine Ausgewogenheit von Digitalisierung und der Ökologisierung im Postsektor, der Logistik, des Transportwesens und der Infrastruktur im modernen Handel bemühen möchte und Interesse an einer Gestaltung der Zukunft des Marktes hat, meldet sich bitte bei Florian.Seikel@logistic-natives.com oder bei Walter.Trezek@logistic-natives.com.


Quelle: LOGISTIK express Journal 2/2022

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